Was sagen Genetik, Archäologie und Sprachwissenschaft über den Ursprung und die Entwicklung der europäischen Völker? Erstmals fasst ein Buch den aktuellen Forschungsstand zusammen. Lange Zeit galt die Anthropologie als diskreditiert, doch die Fortschritte in der genetischen Forschung der letzten Jahre haben diese Wissenschaft rehabilitiert.
Dennoch bleibt es ein weites und schwieriges Feld der Interpretation, die Ergebnisse der Genetik – etwa die Verbreitung bestimmter Gentypen – mit dem Wissensstand der Archäologie, der Geschichtsschreibung oder der Sprachwissenschaft in Einklang zu bringen.
Der Autor verfällt nicht in den Fehler, Kultur durch Biologie erklären zu wollen. Und doch liegt in der Erforschung der biologisch-genetischen Entwicklung und Vermischung der verschiedenen europäischen Völker eine eigene Faszination. Kombiniert mit archäologischem, sprachwissenschaftlichem, kulturellem und historischem Wissen ergibt sich so ein ganz neuer Blick auf die Geschichte der europäischen Völker.
Im ersten Abschnitt behandelt das Buch die Entwicklung Europas von der Steinzeit bis zur Gegenwart aus Sicht der Anthropologie. Der zweite Teil widmet sich den heutigen europäischen Völkern selbst. Woher kommen sie, welche Prozesse haben sie geformt, von wem stammen sie ab, wie nah sind sie untereinander verwandt? Auch wenn die gemessenen Unterschiede nur graduell sind, ergibt sich in der Kombination mit der klassischen Geschichtswissenschaft doch ein neuer Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart der europäischen Völker.
Andreas Vonderach – Anthropologie Europas. Völker, Typen und Gene vom Neandertaler bis zur Gegenwart. Ares-Verlag Graz, 2. völlig überarbeitete Auflage 2015, 456 Seiten mit zahlreichen Skizzen, Hardcover, 39,90 €.
Diesen Artikel haben wir am 30.06.2020 in unseren Katalog aufgenommen.