Hitlers zweites, lange verschollenes Buch liegt endlich in einer Neuauflage als wissenschaftlicher Quellentext vor! Abgefasst im Sommer 1928 und konzipiert als dritter Band von „Mein Kampf“, wurde das Manuskript jedoch aus taktischen Erwägungen heraus nie zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Inklusive zwei weiterer, kaum bekannter Aufsätze Hitlers aus den Jahren 1926-1928.
Nach seinem Verkaufserfolg „Mein Kampf“ schrieb Adolf Hitler 1928 an einem neuen Buch. Darin verfolgte er seine weltanschaulichen Gedanken weiter und wollte diese im Hinblick auf die Erstarkung seiner nationalsozialistischen Bewegung der Öffentlichkeit vorlegen. Aufgrund der Überstürzung der politischen Ereignisse in den turbulenten 1920er-Jahren sowie der Anforderungen an seine Person im politischen Alltag kam es damals zu keiner Drucklegung. Das Manuskript verblieb bis Kriegsende im Tresor seines Partei-Verlages, es wurde sogar von Hitler selbst mit einem Veröffentlichungsverbot belegt. Nach einer Odyssee, die mit der Entwendung 1945 durch US-Soldaten begann, können wir heute den Text nun als Buchausgabe vorlegen.
Nachdem Hitlers „Mein Kampf“ nach Erlöschen der Rechte des Freistaates Bayern im Jahr 2016 wieder lieferbar ist, stellt die Veröffentlichung des Fortsetzungswerkes eine wichtige Ergänzung für die historische Forschung dar.
Zusätzlich sind in diesem Buch Hitlers vorausgehende Schrift „Die Südtiroler Frage“ von 1926 sowie sein nahezu unbekannter Text „Der Weg zum Wiederaufstieg“ aus dem Jahr 1927 dokumentiert. Auch dies brisante Zeitzeugnisse zum Verständnis der Epoche und der Person des späteren „Führers und Reichskanzlers“.
DVG (Hrsg.) – Hitlers geheimes Buch. Dokumente 1926-1928. Deutsche Verlagsgesellschaft, Naunhof 2017, 256 Seiten, gebunden, 24,00 €.
Buchrezension aus N.S. Heute Nr. 10:
Ja, es stimmt tatsächlich: Hitler hat neben seinem Hauptwerk „Mein Kampf“ noch ein weiteres Buch geschrieben, das zu seinen Lebzeiten allerdings nie veröffentlicht wurde. 2017 ist es unter dem Titel „Hitlers geheimes Buch“ als wissenschaftlicher Quellentext vom DVG-Verlag neu herausgegeben worden. Die etwas reißerische Bezeichnung als „Geheimbuch“ ist jedoch irreführend, weil das Werk anfangs durchaus zur Veröffentlichung bestimmt war und den dritten Band von „Mein Kampf“ bilden sollte. Hitler hatte den Text im Sommer 1928 seinem Kriegs- und NSDAP-Kameraden Max Amann in die Schreibmaschine diktiert. Der Anlass für das Verfassen des Textes war die damalige lebhafte Debatte um Südtirol: Während sich bürgerlich-nationale Kräfte seinerzeit nur wenig um die anderen, durch das Versailler Schanddiktat verlorenen deutschen Gebiete kümmerten, entbrannte seit der Machtübernahme Mussolinis in Italien ein heftiger Streit um die Südtirol-Frage. Mit dem dritten Band wollte Hitler ausführlich auf diese Frage eingehen und sich bei der Gelegenheit auch allgemeinen außen- und bündnispolitischen Themen widmen.
Die Gründe, warum das Buch schließlich doch nicht veröffentlicht wurde, sondern als Verschlusssache im Tresor des Zentralverlages der NSDAP verschwand, sind auch heute noch nicht restlos aufgeklärt. Ein Hauptgrund wird wahrscheinlich darin bestanden haben, dass Hitler in dem Buch mit den reaktionären, bürgerlich-nationalen Kräften zwar hart ins Gericht ging, andererseits jedoch mit genau diesen Kräften um den Medienmogul Alfred Hugenberg und seiner DNVP ein Zweckbündnis schloss, was schließlich 1931 zur Bildung der „Harzburger Front“ führte. Aus Zeitmangel konnte keine Überarbeitung des Buches mehr erfolgen, weshalb es schließlich im Giftschrank landete. Mit Kriegsbeginn wurde das Manuskript in einem Luftschutzbunker aufbewahrt und im Mai 1945 von einem us-amerikanischen Besatzungsoffizier beschlagnahmt. Zunächst landete das Konvolut im Washingtoner Nationalarchiv und wurde 1961 an die BRD zurückgegeben, wo es noch im selben Jahr erstmals unter dem Titel „Hitlers Zweites Buch“ veröffentlicht wurde.
Die in dem Buch vertretenen Grundsätze können wie folgt zusammengefasst werden: Ein außen- und wirtschaftspolitisches Zusammengehen mit Italien und England habe für alle Beteiligten nur Vorteile, weil nur durch ein solches Bündnis dem französischen Vormachtsanspruch auf dem Kontinent Einhalt geboten werden könne. Das Südtirol-Problem werde zur Diffamierung des Faschismus aufgebauscht und habe zurückzustehen. Deutsche Kolonien in anderen Erdteilen seien nicht zielführend, eine deutsche Raumpolitik habe stattdessen deutschen Lebensraum in Russland zu gewinnen. Damit man sich einer solchen außen- und raumpolitischen Politik widmen könne, sei aber zunächst die Unabhängigkeit und Freiheit in Deutschland wiederherzustellen.
Neben vielen bekannten Standpunkten Hitlers hält das Werk auch ein paar Überraschungen bereit, so zum Beispiel seine Sichtweise auf die USA. Hitler lobt die durch Auswanderung hochwertiger Menschen aus Europa entstandene amerikanische Union als „neue Volksgemeinschaft von rassisch höchstem Wert“ und als Staat mit „unglaublich kühnen Erfindungen“. In der Auswanderungswelle aus Europa sieht Hitler eine Gefahr, weil somit die besten Menschen für unseren Kontinent verlorengehen würden. Wie ein Europa nach Hitlers Vorstellungen aussehen solle, dazu wurden sich in dem Buch ebenfalls Gedanken gemacht: Scharf kritisiert er die paneuropäischen Bestrebungen eines „Allerweltsbastard“ namens Coudenhove-Kalergi, die in letzter Konsequenz zu einem „Rassenchaos und Durcheinander“ führen würden. Hitler plädiert stattdessen für ein „System freier und ungebundener Nationalstaaten“. Weiter heißt es hierzu: „In ferner Zukunft lässt sich dann vielleicht eine neue Völkervereinigung denken, die, aus Einzelstaaten mit hohem Nationalwert bestehend, dann der drohenden Überwältigung der Welt durch die amerikanische Union entgegentreten könnte.“
Als Dokumentenanhang sind die Faksimiles von Hitlers Veröffentlichungen „Die Südtiroler Frage und das Deutsche Bündnisproblem“ (1926) sowie die relativ unbekannte Schrift „Der Weg zum Wiederaufstieg“ (1927) abgedruckt.
Diesen Artikel haben wir am 30.06.2020 in unseren Katalog aufgenommen.